Krone und Blut by Robert Low

Krone und Blut by Robert Low

Autor:Robert Low [Low, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-08T23:00:00+00:00


DIE BURG VON TIBBERS, DUMFRIES

TAG DER HEILIGEN KEVOCA VON KYLE, FEBRUAR 1306

Drosseln, Amseln und weiße Tauben flatterten im Rauch der strohgedeckten brennenden Außengebäude, und an der Wand einer Stallruine lehnten eine Handvoll Männer mit düsteren, rauchgeschwärzten Gesichtern, sahen zu und kauten hartes Brot.

Doch in der Halle von Tibbers nagten die Hunde unbekümmert an ihren Knochen, Hühner kratzten hoffnungsvoll im Stroh, und irgendwo im Gebälk lernten junge Spatzen fliegen, als sei in der Welt nicht gerade das Unterste nach oben gekehrt worden.

Hal saß da und beobachtete, wie Bruce und ein paar andere Pergamente entrollten, die sie der Schatztruhe entnommen hatten.

Der Burgherr saß mit ausdruckslosem Gesicht am anderen Ende der Halle, die Hände auf den Knien, zu beiden Seiten einen von Bruce’ Männern. Hal empfand Mitleid mit Sir Richard Siward, der neben dem Rauch seiner brennenden Gebäude auch diese bittere Niederlage ertragen musste.

Tibbers war nach Dalswinton und Caerlavrock eingenommen worden, alles Burgen, die Bruce’ Truppen erobert hatten, als wolle er jetzt mit Gewalt allem, was vorausgegangen war, den Stempel seiner Autorität aufdrücken. Bis auf diese waren sie alle niedergebrannt worden, und allein dadurch nahm Tibbers schon eine Sonderstellung ein.

Aber was noch wichtiger war, hier war Bruce wie nach einem langen Schlaf zu sich gekommen und hatte seinem mürrischen Bruder wieder Befehle erteilt, der sich schon daran gewöhnt hatte, eigene Entscheidungen zu treffen, und sich jetzt wieder unterordnen musste. Zum Ausgleich hatte Bruce ihn mit seinen anderen Brüdern losgeschickt, um sich Ayr zu sichern.

Jetzt war Bruce mühsam damit beschäftigt, dem etwas langsamen John Seton zu erklären, dass er Tibbers unbedingt halten müsse, denn es würde zu schwer sein, sie zu schleifen. Verzweifelt sah John Seton die anderen an, aber die machten auch keine besonders intelligenten Gesichter – die Lindsays, dann Bruce’ wortkarger Neffe Thomas Randolph, Crawford von Ayr – sie alle boten das gleiche Bild, stumm und verständnislos. Selbst seine engsten Verwandten, Alexander und der grimmige Christopher Seton, grinsten ihn nur an und schienen keine Hilfe zu versprechen.

Er ist völlig überfordert, dachte Hal, als er den bleichen John Seton ansah. Aber das sind wir alle. Zwar haben wir Dalswinton, den Hauptsitz der Comyns, niedergebrannt und Tibbers und all die anderen Burgen eingenommen, aber eigentlich haben wir nur wild um uns geschlagen und noch gar nichts erreicht. Sie konnten es sich nicht leisten, außer auf Tibbers noch eine weitere Garnison zu errichten, deshalb hatten sie den Rest in Schutt und Asche gelegt, was lediglich zur Folge hatte, dass die Besitzer ins englische Lager überliefen.

Durch die Comyns blind geworden, dachte Hal. Er war sich gar nicht bewusst, dass er es laut gesagt hatte, bis es plötzlich still wurde und er merkte, dass sämtliche Augen auf ihn gerichtet waren.

»Habt Ihr etwas zu sagen, Mylord von Herdmanston?«

Die Stimme klang wie eine geballte Faust, und das Gesicht unter der engen Kapuze war finster und drohend, zwei Merkmale des neuen Bruce, der nach dem Mord am Roten Comyn wie ein besudelter Phönix aus der Asche wiederauferstanden war.

»Ihr seid zu sehr auf die Comyns fixiert«, erklärte Hal. Er merkte, dass



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